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web-Literaturwettbewerb

Vier Schüler glänzten beim 16. Literaturwettbewerb der Stadt Burgdorf

Unter 150 Teilnehmern und in Konkurrenz zu 223 Beiträgen haben sich in diesem Jahr Rieke Könecke (6c, „Wenn die Sonne launisch wird“) und Valeska Schaub (6e, „Die Seelenfresserin“) mit ihren interessanten Geschichten einen 2. und einen 3. Preis gesichert. Der einzige Junge unter den 24 Gewinnern, Lars Niewerth (6e), wurde mit seinem humorvollen Gedicht „Witzig spritzig“ sogar mit einem 1. Platz geehrt. Franka Schubert aus der 8e verfasste ein reimloses, auch optisch interessant gestaltetes Gedicht mit dem Titel „Sack“ zu einem Ausstellungsbild der Künstlerin Sabine Kinast und bekam dafür einen 3. Preis. Alle Texte sind jetzt auf dieser Seite nachzulesen. Herzlichen Glückwunsch! (Sabine Reich)

Sack  (Franka Schubert, 8e)

      Die Welt ist
dunkel
und alles Glück ist
verbraucht
All die traurigen Seelen
verdecken den
Himmel
Auch ich bin verloren
nur
nicht
ganz
Denn ich habe noch
Glück
Ein kleines Bündel
Ich zehre davon,
wenn der Moment es
wert
ist
Doch irgendwann habe
auch ich
nichts
mehr
Dann werde ich
eine
dieser leeren Seelen
denen nur noch
der Schmerz
bleibt.

Witzig Spritzig (Lars Niewerth)

Peter hat ein schönes Haustier,

es ist ein kleiner Stier.

Sein netter Nachbar Carl,

der kauft sich einen Wal.

Der Stier braucht einen schönen Namen,

drum nennt er ihn gleich Carmen.

Carmen ist kein Name für einen Stier,

er überlegt sich das nochmal bei einem Bier.

Der Nachbar Carl kommt zu besuch,

jetzt wird zu zweit gesucht.

Mäuschen, Häschen, Schnucki und Vanessa,

die Namen werden einfach nicht besser.

Lisbeth, Herta und Elfriede,

sind Namen für eine Ziege.

Die beiden haben einen gefunden,

doch leider sind die Tiere verschwunden.

Solche großen Tiere können sich schlecht verstecken,

sie fanden sie hinter ihren Hecken.

Sie beschimpften sie dafür,

die beiden gehen traurig durch die Tür.

Die Namenssuche ist nun keine Qual,

der Stier heißt Carl.

Der Wal heißt Peter,

die Taufe folgt später.

So endet die Geschichte von Carl und Peter,

den 2. Teil gibt es später.

Die Seelenfresserin (Valeska Schaub)

Im Jahre 2040 war der 3.Weltkrieg ausgebrochen, Frankreich hatte Deutschland angegriffen wegen einem Hilfspaket das nie in Frankreich ankam. Die Deutschen hatten es vor fünf Jahren abgeschickt und wollten jetzt dass die Franzosen ihre Schulden abbezahlen, doch die konnten das natürlich nicht. Und so brach eine lange politische Diskussion zwischen Frankreich und Deutschland aus, bis die Franzosen schließlich angriffen. Sie hatten sich zur Verstärkung noch Polen und Italien dazu geholt. So waren die Deutschen machtlos und ergaben sich. Doch noch heute im Jahr 2052 kämpften immer noch kleine Armeen aus Deutschland gegen die Französischen, die das Land eingenommen hatten.

Mein Vater war auch in so einer kleinen Armee und musste so, mich und meine Mutter allein in Deutschland lassen, während er in Frankreich um sein Leben kämpfte.

Meine Mutter und ich lebten sehr bescheiden, denn wir mussten alles teure was wir hatten verkaufen darunter waren auch der 4D-Fernseher, mein Iphone 9 und den Computer mit dem man beim online shoppen die Ware in 3D ansehen konnte. Manchmal vermisste ich diese Zeiten, aber wir mussten es tun damit wir überhaupt eine Wohnung haben konnten. Eines Tages kam ein Brief von meinem Vater, in dem er schrieb dass er in Frankreich ein kleines Haus gefunden hatte, das vom Krieg nichts abbekommen hatte, und in dem wir friedlich leben konnten. Er war geflüchtet um die Hütte wieder zu finden, von dort aus hatte er den Brief geschrieben.

Mum und ich zögerten natürlich keine Sekunde, wir wollten gleich am nächsten Tag ein Boot stehlen um nach Frankreich zu fahren, denn über das Meer war der Weg am sichersten. Schnell packten wir dann am nächsten Tag alles was wir hatten, und das war nicht viel. Ich nahm nur ein Amulett mit einem Bild von mir und meinen Eltern darin mit. Sie hatten es mir zu meinem zehnten Geburtstag geschenkt, das war jetzt nun schon drei Jahre her, aber es war immer noch das wertvollste was ich hatte. Meine Mum nahm nur ein paar Vorräte und unser letztes Geld mit.

Wir hatten uns ein kleines Holz Boot gestohlen das im Hafen lag. Es war uns egal was der Besitzer des Bootes nun von unsdachte, denn der hatte bestimmt auch größere Sorgen und außerdem würde er uns sowieso nie wieder sehen.

*

Wir waren schon einen Tag lang auf dem Meer und hatten Deutschland schon hinter uns gelassen. Ich saß gerade auf meinem Bett (oder meiner Matratze).

Es war ungefähr sechs Uhr abends, aber dafür eigentlich recht dunkel. Langsam machte ich mir Sorgen dass ein Sturm uns überraschen könnte, also beschloss ich zu meiner Mum nach oben aufs Deck zu gehen.

Draußen hatte es mittlerweile angefangen zu regnen und es war windiger geworden.

Ein Sturm zieht auf.“, sagte Mum mit stressiger aber auch ruhiger Stimme. Ich sah nach oben dann wieder zu meiner Mum, die sich jetzt zum Steuer bewegte um den Sturm zu umrunden.

Nicht da oben, da vorne Channel.“, sagte Mum ohne mich anzusehen. Ich sah immer noch nach oben und ließ mir die Regentropfen ins Gesicht fallen.

Jetzt sah ich geradeaus und musste entsetzt feststellen, dass die Wellen vor uns immer höher wurden. Schnell zog ich das kleine Segel ein, und stellte mich dann neben meine Mum.

Was sollen wir tun Mum?“, fragte ich mit zitternder Stimme.

Hoffen dass wir nicht untergehen.“, gab sie nach kurzem Zögern als Antwort.

Geh wieder runter Channel!“, rief sie durch den jetzt schon tobenden Sturm.

Aber…“, wollte ich wiedersprechen, doch meine Mum unterbrach mich: „Sofort!“

Ich wollte sie aber gar nicht hier alleine lassen, doch ihr strenger, eindringlicher Blick duldete keine Wiederworte.

Also rannte ich über das stark schaukelnde Schiff wieder in Richtung Treppe nach unten.

Unten wurde mir so schlecht, dass ich mich fast übergeben hätte.

Ich konnte jede Welle spüren die an die dünnen Wände des Schiffs aufschlugen.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, ich musste wieder nach oben um Mum zu helfen. Gerade wollte ich von der Matratze aufstehen, als ich plötzlich etwas Kühles an meinen Füßen spürte! Vorsichtig sah ich nach unten und musste feststehlen dass sich unter meinen Füßen Wasser befand! Ich steckte einen Finger in das kühle Nass, und leckte ihn wieder ab, Salzwasser! Unser Boot hatte ein Leck!

Sofort rannte ich hoch. Mum stand unverändert, nur ein wenig nasser am Steuer.

Channel, du sollst unten bleiben, hab ich gesagt!“, rief sich durch den Sturm.

Mum, das Schiff hat ein Leck!“, rief ich zurück. Doch bevor Mum antworten konnte, peitschte eine riesige Welle auf das Schiff.

Als es vorbei war, sah ich nach unten, um zu erfahren wie tief das Wasser schon war. Es war schon ganz oben und schwappte auf das sowieso schon klitschnasse Deck.

Mum!“, rief ich, doch ich konnte sie nirgendwo sehen. Ich rief ein zweites und ein drittes Mal. Endlich kam eine Antwort: „Channel rette dich! Bring dich in Sicherheit!“, rief Mum von irgendwo, und erst jetzt sah ich den riesigen Felsen auf mich zukommen! Ich schloss die Augen, und das letzte was ich sah, waren Holzbretter die überall herum flogen.

*

Ich fand mich im Wasser wieder, ich war wohl gesunken. Alles tat mir weh und ich konnte mich nicht bewegen. Ich wollte an die Wasseroberfläche, doch ich schaffte es nicht, denn meine Beine wollten nicht das was ich wollte. Ich sah an mir herunter und erkannte jetzt erst dass ich nackt war! Aber das war nicht das merkwürdigste, denn als ich weiter an mir herunter sah, stellte ich fest dass da wo meine Beine hätten sein sollen, ein Fischschwanz war!

Erschrocken wich ich zurück. Ich musste träumen! Das konnte doch nicht wahr sein?! Ich war ein Fisch geworden! Ich kniff meine Augen fest zu, dann machte ich sie wieder auf und sah immer noch einen grünlich schimmernden Fischschwanz vor mir.

Was sollte ich jetzt machen? Wo war Mum? Warum war ich ein…ein Fisch?

Ich beschloss an die Oberfläche zu schwimmen, aber wie? Ich war noch nie mit einem Fischschwanz geschwommen. Ich versuchte es mit hin-und-her, doch das klappte nicht ganz.

Dann rauf-und-runter, das war nicht besser. Jetzt blieb noch eine Möglichkeit, nach vorne-und nach hinten, das klappte unerwartet gut und ich war schnell an der Oberfläche. Dort fiel mir auf, dass ich gar keine Luft brauchte, aber das war jetzt egal.

Ich hielt Ausschau nach Mum, aber alles was ich sah war Treibholz und dort schwamm auch meine Matratze. Doch was war das? Weiter vorne sah ich eine kleine Sandbank, auf der eine Gestalt saß! Ob das Mum war? Sofort schwamm ich auf die Sandbank zu, doch immer mehr wurde mir klar dass es nicht Mum war, sondern ein Junge! Ich war so enttäuscht, dass ich gar nicht merkte wie schnell ich schwamm.

Als ich ganz nah war sah ich dass der Junge auch einen Fischschwanz hatte! Nun sah er auch zu mir, er war ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein bisschen älter. Seine braunen Haare wirbelten im immer noch starken Wind durcheinander.

Er lächelte mir mit seinen blauen Augen entgegen, als hätte er mich bereits erwartet, und tatsächlich er rief mir schon entgegen: „Da bist du ja endlich. Na, hast du dich schon dran gewöhnt?“ Ich sah ihn verdutzt an, setzte mich auf die Sandbank neben ihn, ich traute mich nicht zu reden, denn ich war einfach nur sprachlos.

Ich sah seinen verträumten Blick auf meinen Oberkörper gerichtet. Ich war froh dass meine langen, braunen Haare meine Intimzone verdeckten. Doch er fand das wohl ganz normal, dass ich hier komplett nackt und mit einem Fischschwanz saß. Aber er starrte mehr auf mein Medaillon, das ich vor unserer Abreise angelegt hatte.

Das ist wunderschön.“, sagte er, und sah auf das weite Meer: „Ich werde dir alles erklären.“

Ich sah ihn erneut verdutzt an, aber ich beschloss ihm zuzuhören. Er sprach weiter: „ Deine Mum ist tot.“, als er das aussprach, setzte mein Herz einen Schlag aus. Tod?! Meine Mum? Was sollte ich denn jetzt tun? Der Meermann neben mir sah meinen entsetzten Blick offensichtlich, denn er sagte: „Keine Sorge, es gibt einen Weg sie zu retten, aber du musst mir zuhören. Ich bin übrigens Gale. Ich habe deine Mutter und dich schon lang beobachtet, denn weißt du, ich bin an Land ein ganz normaler Mensch, wie du.“

Ich saß da und war sprachlos, ein Meermann hatte uns beobachtet? „Warum?“, fragte ich ihn und bekam auch eine Antwort: „Dein Vater hat mich beauftragt, er wusste von deiner Gabe, aber das ist eine echt lange Geschichte, und wir sollten uns wohl besser beeilen.“

Gabe? Meinte er meine Fischflosse? Doch er ließ mich nicht weiter überlegen, denn er redete schon weiter: „Nun aber zu deiner Mutter: Unter uns befindet sich ein Schloss, dort lebt Ilona wahrscheinlich macht sie sich gerade für so einen Ball hübsch, aber egal. Ilona ist eine sehr schlechte Königin und sie hat deine Mum umgebracht.“

Sofort verspürte ich tiefen Hass auf diese Ilona. Doch Gale fing wieder an: „Sie braucht ertrunkene Seelen damit sie jung bleibt, deswegen beschwört sie diese Stürme. Sie hat einen Stein erschaffen, mit dem sie für jede Seele drei Wünsch frei hat. Wenn wir ihr diesen Stein wegnehmen, könnte sie sich nichts mehr wünschen, sie würde alt werden und sterben und das Meer würde gerettet sein. Du musste dir einfach nur die Kette schnappen an der der Stein hängt und dir was wünschen, was dich und deine Mum retten könnte. Also bist du dabei?“

Ich sah ihn sprachlos an. Sollte ich mit machen?

Ja, natürlich wenn es eine Chance gibt Mum zu retten, sollte ich sie nutzen, egal wie seltsam es gerade alles war. Ich nickte Gale nur zu, und schon tauchte er in die Tiefen des Ozeans. Sollte ich ihm jetzt folgen? Ich konnte ja offensichtlich unter Wasser atmen, wie ich vorhin festgestellt hatte. Also tauchte ich ihm nach.

Unter Wasser war es angenehm warm und ich fühlte mich wohl. Tausende kleine Fische flitzten an mir vorbei, und schon bald konnte ich in der Ferne ein großes Schloss aus Muscheln und Algen erkennen. „Erzähl mir mehr über diese Ilona!“, bat ich Gale als wir uns hinter einem Stein versteckten, damit die Wache uns nicht sehen konnte. „Ilona ist eine Königin, eine sehr schlechte Königin. Sie hat ihre Schwester vom Thron gestoßen, damit sie Königin wird!“, flüsterte er. Ich fragte ihn nach dieser Kette von der er dauernd sprach, und er antwortete: „Es ist ein magischer Anhänger, mit dem man drei Wünsche frei hat, egal welche. Mit so einem Wunsch kannst du deine Mum retten und das Meer ist wieder sicher vor Ilona.“

Das war zwar nichts Neues aber ich hatte auch keine Lust weiter zu fragen, also gab ich mich mit dieser Antwort zufrieden.

Gale machte eine Handbewegung und wir schwammen an den Wachen leise aber schnell, vorbei.

Das Schloss war riesig und wunderschön eingerichtet, niemand würde ahnen, dass hier eine böse Königin leben würde. Ich schwamm Gale bis in einen großen Saal nach, in dem eine große, schlanke Meerjungfrau mit rotem Haar auf einem Thron aus Muscheln saß.

Das ist Ilona.“, sagte Gale. Ich sah noch einmal hin. Jetzt sah ich eine wunderschöne Kette an ihrem Hals baumeln. Es war ein Anhänger aus einem Türkis, Bläulichem Stein. Sie sprach in die Halskette: „Ich wünsche mir…dass alles an mir glitzert und strahlt!“ Ein helles Licht umhüllte sie und eine Sekunde später, glitzerte und strahlte wirklich alles an ihr: Ihre grüne Fischflosse, ihre Goldene Krone, sogar ihre Augen glänzten.

Der Anhänger aber war blass geworden, offenbar wurde er nach jedem Wunsch blasser!

Der Farbe nach zu urteilen, war das erst der erste Wunsch gewesen.

Majestät, Sie werden die schönste auf dem Ball sein.“, schwärmte eine Dienerin.

Gale drehte sich wieder zu mir und sagte leise: „Ich lenk sie ab, und du holst dir die Kette. Falls sie dich erwischt schwimm einfach weg und achte nicht auf mich, ok?“

Wieder nickte ich nur. Wie sollte ich das denn schaffen? Aber Gale war bereits los geschwommen und labberte sofort auf die Königin ein: „Majestät, Sie sehen heute besonders schön aus!“

Ok, jetzt erst mal alles was in meinem Kopf an Fragen herum flog, rausschmeißen und einen halbwegs sinnvollen Plan schmieden… Ok, der war zwar nicht der kreativste, aber es sollte eigentlich klappen.

Ich drückte mich so fest an die Wand wie ich konnte und irgendwie gelang es mir mich an der Dienerin vorbei zu schleichen. Nun schwamm ich direkt hinter dem Thron der Königin!

Mein Herz pochte. Jetzt oder nie, Channel! dachte ich und griff nach dem Anhänger…

Doch plötzlich, sprang Ilona auf und rief stolz: „Alles wegen diesem Prachtexemplar, hier! Siehst du? Ich wünsche mir… einen wunderschönen Rock für dem Ball!“

Wieder erstrahlte das helle Licht, und wieder erfüllte sich ihr Wunsch. Der Stein war nun schon fast weiß! Gale war genauso erschrocken wie ich, denn jetzt hatte der Anhänger nur noch einen einzigen Wunsch übrig!

Ilona setzte sich wieder hin. Diesmal hielt sie den Anhänger in der Hand, er baumelte an ihrem Zeigefinger, was es mir deutlich erleichterte die Kette an mich zu nehmen, den letzten Wunsch zu verbrauchen und damit das alles hier zu beenden.

Wow, Majestät, ich bin beeindruckt!“, faselte Gale weiter.

Ich musste mich beeilen, denn Ilona konnte jederzeit die Kette wieder um den Hals binden und dann würde sie mich sehen. Ich griff vorsichtig nach dem Anhänger, mein Herz setzte einen Schlag aus…Ich hatte sie!

Jetzt musste ich nur noch schnell weg hier. Doch dazu kam es erst mal nicht, denn Ilona hatte mich offensichtlich gesehen!

Was haben wir denn da?“, fragte sie höhnisch. Doch jetzt sah sie den Anhänger in meiner Hand. „Hey! Gib das wieder her!“, schrie sie und kam direkt auf mich zu. Was hatte Gale gesagt? Wenn sie mich erwischt einfach weg schwimmen und ihn zurück lassen. Allesklar, dagegen hatte ich nichts. Ich setzte meine Türkise Fischflosse in Bewegung und machte mich aus dem Staub, Ilona hinter mir her. Schnell zum Ausgang und dann den Wunsch aussprechen, damit dass alles vorbei war.

Bleib hier!“, schrie Ilona hinter mir. Auch Gale konnte ich hören: „Schwimm, Channel, schwimm!“ Woher kannte er überhaupt meinen Namen? Egal, ich schwamm einfach weiter, bis ich den Ausgang endlich erreicht hatte.

Plötzlich aber spürte ich eine Hand an meiner Flosse, es war offensichtlich Ilonas Hand!

Was jetzt? Aus lauter Verzweiflung versuchte ich sie mit meiner Hand weg zu schlagen, doch ich kam nicht an sie dran! Ihr fester Griff verlangsamte mich und ich bekam Panik.

Plötzlich wurde meine Hand ganz warm und fühlte sich betäubt an, dann, wie aus dem nichts, kam ein…Eine Art Pfeil in blau aus meiner Hand!

Was war Das? War das etwa meine Gabe von der mein Vater weiß: Ich war eine Meerjungfrau und hatte Superkräfte?

Was es auch war, es hatte funktioniert, denn Ilona war weit zurück gefallen und ich konnte wieder schneller schwimmen.

Draußen versteckte ich mich hinter einen der Felsen.

Jetzt aber schnell, was sollte ich mir überhaupt wünschen? Ich versuchte es einfach mal:

Ich wünsche mir…dass ich mit meinen Eltern für immer glücklich und zufrieden in Frankreich leben kann.“ Ich hörte noch Ilona: „Nein…!“ schreien, bevor alles vor mir verschwamm und sich in meinem Bauch ein mulmiges Gefühl breit machte, ich schloss meine Augen…

*

Ich wachte auf einer kleinen Wiese auf, auf der ab-und-zu ein paar Blumen wuchsen. Mir war furchtbar übel, mein Kopf brummte und ich hatte keine Ahnung wo ich war. Vorsichtig stellte ich mich hin. In der Ferne sah ich eine kleine Hütte in mitten von drei großen Fichten. Ein schmaler Weg führte dort hin. Ich beschloss dorthin zu gehen. Ich konnte gehen! Mein Fischschwanz war verschwunden, ich hatte endlich wieder Beine! Vor Freude sprang ich auf der Wiese herum, was eigentlich wehtat.

Doch plötzlich wurde ich aus meiner Freude gerissen: Wo waren Mum und Dad? Ich hatte mir doch gewünscht bei ihnen zu sein. Mir fiel nichts anderes ein als dass ich mir die Hütte mal näher ansehen würde, vielleicht sind sie ja dort drin?

Langsam stolperte ich den kleinen Weg hinunter, denn es war fremd auf Beinen zu gehen. Es fühlte sich an, als sei ich noch nie gelaufen.

Schließlich schaffte ich es doch zur Hütte, nun stand ich vor der schweren Holztür.

Der Weg hierher, in diese Situation war schwer und verrückt gewesen: Ein Meermann hatte mich und Mum beobachtet, mir geholfen und jetzt war er vielleicht schon tot? Wegen einer bösen Königin, die mich hassen musste weil ich ihr ihren Anhänger gestohlen hatte, mit dem sie für immer jung und schön bleiben konnte, weil sie Seelen fressen konnte, und jetzt musste Gale dafür büßen. Hatte ich ihn im Stich gelassen? Hatte ich sein Volk gerettet? Und was war dieser „Wasserblitz“, der aus meiner Hand geschossen kam?

Die kalten Schatten der Fichten überredeten mich dazu rein ins warme zu gehen. Ich sollte wirklich nicht darüber nachdenken, immerhin hatte ich den Stein und damit vielleicht meine Mum davor gerettet, einer Seelenfresserin zwischen die Zähne zu fallen.

Ich wusste dass, wenn ich diese Tür öffnen würde, entweder mein Leben zerstört sein würde oder aber ob ich mit meinen Eltern zusammen für immer in dieser Hütte leben konnte. Dieser Schritt würde alles entscheiden…

Plötzlich fühlte ich den kalten Seelenstein an meinem Hals. Ich sah noch dass der Stein ganz weiß war, dann griff ich nach dem eisernen Türknopf und schob die schwere Tür zur Seite…

 

Wenn die Sonne launisch wird (Rieke Könecke, 6c)

Seit Tage herrschte auf der Erde heißes Wetter. In Norddeutschland kletterte das Klima auf 35° Celsius im Schatten. Auch im Dorf der Wetter in dem Wolkenland stand es nicht besonders gut.

Zwar konnten die Wetter die Hitze wegen einer Schutzschicht, die sie umgab, nicht spüren, aber da die Sonne gerade wegen des langen Winters schlecht gelaunt war, rächte sie sich dafür, indem sie den Arbeitsplan der Wetter veränderte und Helene (Hitze) immer wieder nach ganz oben setzte. Gregor (Gewitter) war darüber empört, dass er kein Gewitter in Warschau anzetteln konnte, und seine Söhne Ben (Blitze) und Daniel (Donner waren sehr enttäuscht. Eigentlich wären sie das erste Mal im Dienst, da Bill und Diane, ihre Vorgänger, in den Ruhestand gegangen waren. Doch Silana (Sonne) erlaubte nur Helene und Bibeli (Sommerbrise) richtig zu arbeiten. Hin und wieder durfte Gräfin Regina (Regen) mit ihrem Gefolge aus Wolken nach Afrika, um es regnen zu lassen. Aber die anderen Wetter hatten nichts zu tun, saßen maulend in ihren Häusern oder schmiedeten Pläne für Aufstände.

Einige jedoch, die die Menschen als Naturkatastrophen bezeichnen, spielten ihre Wut an jedem Tag offen aus. Das waren zum Beispiel die drei Geschwister Timothy (Tornado), Harry (Hurrikan) und Olivia (Orkan). Schon ein Viertel des Dorfes war zerstört. Mit ihrer ganzen Kraft fegten sie durch die staubigen Straßen und stießen jeden an die Seite, der ihnen auch nur ein bisschen im Weg war. Besonders Olivia wurde gefürchtet. Ihr ruhiges eines Auge inspizierte jeden, der an ihr vorbeiging. Milli (Morgenröte) und Dennis (Dämmerung in Herbst und Winter) munkelten sogar, sie könnte Gedanken lesen, doch das war eines der simpleren Probleme. Mit jedem neuen Tag trieb die Sonne es ärger, und langsam ging die Schutzschicht von den anderen Wettern ab. Normalerweise konnten sie alle „auf einem Haufen“ liegen, doch die Sonnte übertrieb es dermaßen, dass der schützende Stoff langsam den Kürzeren zog. Finja (Frost) klagte über starkes Fieber und Silli (Schnee) bedauerte ein geschmolzenes Bein. Ja, alle hatten die Nase voll von der Sonne – vorausgesetzt, sie besaßen noch (oder überhaupt) eine Nase.

An einem Tag wachten alle Wetter auf und bereiteten sich auf einen heißen und langweiligen Tag vor. Tiane, die Temperatur, die eigentlich Hitze und Kälte auf die richtige Stärke bringen sollte, verkündete: „Es ist 4° wärmer als gestern.“ Ein Stöhnen ging durch die Reihen der versammelten Wetter. Ortizia, Olivias Tochter, brüllte: „MAMA! Ich sterbe! Komm her!“ Finja und Silli hatten sich in den Schatten gestellt und klagten: „Bald wird mein anderes Bein auch noch schmelzen.“ – „Gestern hat mein Kopf richtig geschmerzt. Das Fieber werde ich nie wieder los!“

Ein einzelner hoher Schrei durchschnitt wie ein Messer das Gestöhne und Gejammer der Wetter. Alle verstummten. Die Blicke wandten sie zu der dicken Metalltür, hinter der der Arbeitssaal der Wetter lag. Keiner rührte sich. Nur Ortizia krabbelte aus ihrem Kinderwagen und krabbelte auf die WWB zu, die Wetterwackelbrücke. Es gehörte einiges an Mut dazu, sie zu überqueren. Sie war nicht einsturzgefährdet, wackelte aber so doll, dass nur Wetter sie benutzen können. Die Nerven der Menschen sind zu schwach, um auch nur ein Viertel der Brücke zu bewältigen. Ortizia ließ sich nicht durch das Schaukeln irritieren, sondern hielt zielstrebig auf die Tür zu. Davor hielt sie an. Es schien, als wolle sie sich auf etwas vorbereiten. Dann klopfte sie an. Das Pochen hallte unnatürlich laut im Dorf wider. Jetzt bemerkten auch die anderen, was geschehen war. Einer nach dem anderen überquerte nun die WWB. Als sich alle davor versammelt hatten, fing die Tür plötzlich an zu glühen. Sie wurde heiß und heißer. Alle wichen leicht irritiert zurück. Was hatte das zu bedeuten? Die Tür wurde fast weiß, dann gab es einen Knall und sie explodierte.

Vorsichtig traten die Wetter näher. Der Rauch lichtete sich, und gab den Blick auf eine unglückliche Silana frei. Als sie ihre Kollegen erblickte, heulte sie: „Ich habe es zu doll übertrieben und den Regenwald in Flammen aufgehen lassen. Bitte helft mir, ihn zu löschen!“ Zweifelndes Gemurmel brach aus. Erst setzte Silana ihnen so zu, und jetzt sollten sie ihr helfen? – Ausgeschlossen! Also, was hielt die Wetter davon ab, wegzugehen, sich in ihre Häuser zu verkriechen, und die Sonne alleinstehen zu lassen?

Es war der Kern des Lebens. Er war tief im Regenwald versteckt. Nur die Tiere, Wetter und andere höhere Wesen als die Menschen wussten von seiner Existenz. Wenn der Kern des Lebens zerstört würde, würden alle Lebewesen dort unten auf der Erde sterben. Die Ältesten des Dorfes erinnerten sich noch an die Zeiten. Es war trostlos auf der Erde gewesen, ohne Tiere oder Menschen. Es hatte auch überhaupt keinen Sinn ergeben, Vulkane ausbrechen oder es gar regnen zu lassen. „Die Ältesten wissen, wovon sie reden“, erklärte Timothy in sachlichem Ton, „Wir wollen nicht, dass es sich wiederholt. Also, LOS!“ Das war ein klares Zeichen, alle legten los.

Obwohl es den Gesetzen der Natur widersprach, handelten alle, die etwas mit Kälte, Niederschlag oder so zu tun hatten. Ein herrliches Gewitter mit dröhnendem Donner und zuckenden Blitzen bot den nicht anwesenden Zuschauern ein gewaltiges Spektakel. Ein Tornado fegte mitten durch das Feuer. Frost bedeckte als Schutz die noch nicht angebrannten Bäume. Unzählige Wolken begossen im Kampf mit den Flammen den Brand. Als auch die letzte Flamme versiegt war, ließ ein milder Sonnenstrahl die übrigen Regentropfen glitzern.

PS: Entschuldigt bitte, wenn der Schnee sich verspätet. Mein Bein ist ja leider geschmolzen. Danke. Silli, zuständig für Schnee.