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19gericht

Exkursion der Klasse 9a zum Amtsgericht Lehrte

Das Ergebnis: Eine Freiheitsstrafe, ein Versäumnisurteil, eine Strafe auf Bewährung und eine Verfahrenseinstellung! Was sich wie eine Schlagzeile der Bildzeitung anhört, meint nichts anderes als einen Besuch unserer Klasse beim Amtsgericht Lehrte im Rahmen des Politikunterrichts.

 

Unser Gerichtstag fand am 29.01.2019 statt und begann um 9:00 Uhr. Zwischen den vier angesetzten Verhandlungen hatten wir Gelegenheit, mit dem Richter Glaß, gleichzeitig auch Direktor des Amtsgerichts, zu sprechen. Er informierte uns darüber, wie man sich im Gerichtssaal zu verhalten hat, zum Beispiel, dass man aufsteht, wenn der Richter den Raum betritt oder sich erhebt, dass Kaugummis verboten sind, dass man die Handys ausmacht und bei der Verhandlung ruhig und konzentriert ist. Herr Glaß berichtete von seiner Arbeit und zeigte uns den Keller des Gerichts, in dem sich Haftzellen und eine Unmenge an Akten befinden.

Vor jeder einzelnen Gerichtsverhandlung erzählte er uns kurz, worum es in dem folgenden Fall ging. Wir wussten nun Bescheid und waren gespannt.

Der erste „Hauptdarsteller“ war ein seit 10 Jahren drogenabhängiger, mit 18 Straftaten vorbelasteter, junger Mann. Nachdem seine Versuche, von seinen Eltern Geld zu bekommen und in ein Haus in Lehrte einzubrechen, scheiterten (die Eltern verweigerten ihm ihre Unterstützung und am Haus entdeckte er auf einmal eine Überwachungskamera), beobachtete er auf der Busfahrt zu seiner Schwester, die er ebenfalls um Geld bitten wollte, eine ältere Dame, die gerade ihr Haus verließ. Kurzentschlossen beendete er also seine Fahrt in Immensen und verschaffte sich Zutritt zu dem Haus. Dort erbeutete er Bargeld in Höhe von 280 Euro.

Zur zweiten Verhandlung trat nur ein Zeuge in den Gerichtssaal. Er konnte diesen aber kurz darauf wieder verlassen, da die Angeklagte nicht zum Termin erschienen war. Ihr wurde vorgeworfen, Arbeitslosengeld zu beziehen und gleichzeitig einen Nebenjob auszuüben.

Beim dritten Fall handelte es sich um einen ca. 40-jährigen, seit seinem 16. Lebensjahr drogenkonsumierenden Mann, der immer mal wieder beim Gericht „vorbeischaut“. Richter Glaß und er sind sozusagen alte Bekannte. Diesmal soll der Angeklagte dreimal schwarzgefahren sein. Die letzte Beschuldigte an diesem Tag, eine ältere Frau, soll sechsmal schwarzgefahren sein.

Zu allen Fällen äußerte sich auch der Staatsanwalt. Und so sind die Verhandlungen ausgegangen:

Der junge Mann, der Geld für Drogen brauchte, wurde zu 2 Jahren und 3 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Zugute kamen ihm sein Geständnis, seine Entschuldigung bei der Geschädigten und seine Therapiebereitschaft.

Die Dame, die wahrscheinlich zum Zeitpunkt der Verhandlung ihrem Nebenjob nachging, wird einen schriftlichen Strafbefehl erhalten.

Der „Bekannte“ bekam eine zweimonatige Haftstrafe auf Bewährung, weil er geständig war und sich bereits einer Entgiftung unterzog.

Das Verfahren im letzten Fall wurde eingestellt. Hier wurde die Tat als zu gering angesehen. Auch die Schwere der persönlichen Situation, eine Depression und der Verlust des Ehemannes, hatten Einfluss auf diese Entscheidung.

Um 12:25 Uhr ging der für uns interessante Gerichtstag zu Ende.
Der Tipp des Tages kam vom Richter höchstpersönlich: Finger weg von Drogen!

(Bericht von Aurea Gräve)