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Aktuelle Informationen zur Unterrichtssituation

Liebe Schülerinnen und Schüler,

liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,

vergangenen Mittwoch hat die Bundeskanzlerin erneut mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten getagt, um u.a. das weitere Vorgehen in Bezug auf mögliche Schulöffnungen in Abhängigkeit von Inzidenzzahlen zu besprechen. Letztlich hat man – offensichtlich, weil man sich nicht einigen konnte – die Details in die Entscheidungsbefugnis der Länder verlegt, so dass wir jetzt alle in den Medien verfolgen können, dass es keine bundesweite Einigung, in den Bundesländern unterschiedliche Regelungen gibt und dass es in der Sache vermutlich sehr schwer ist, das weitere Pandemiegeschehen in Abhängigkeit von möglichen Mutationen des Virus‘ und unser aller Einsicht und Verantwortungsbewusstsein einzuschätzen und „richtige“ Entscheidungen zu treffen.

Anbei sende ich Ihnen zu den geplanten Entscheidungen in Niedersachsen einen Brief des Kultusministers Herrn Tonne und darüber hinaus eine 10-Punkte-Agenda mit zentralen Themen, an denen das Land Niedersachsen arbeitet.

Dann lassen Sie mich bitte diese Mail noch nutzen, um auf unser Homeschooling und Ihre teilweise vorgetragene Kritik daran zu sprechen zu kommen:

Ausgehend von einem „Elternforum“, das es offensichtlich seit einiger Zeit für unser Gymnasium gibt, hat uns der Schulelternrat unserer Schule eine Mail zukommen lassen, in der kritische Bereiche unseres Homeschoolings angesprochen werden bzw. Optimierungswünsche dargelegt sind. Die Kritik betrifft die in manchen Klassen zu geringe Anzahl an Videokonferenzen, die Qualität von Musterlösungen (nur aus Büchern kopiert, aus denen der Lösungsweg nicht ersichtlich ist) und die mitunter schlecht lesbaren Arbeitsmaterialien. Wünsche beziehen sich auf Videokonferenzen als regelrechter Online-Unterricht, Videokonferenzen terminiert in Anlehnung an den jeweiligen Klassen-Stundenplan, die Verpflichtung zur Einschaltung der Kamera bei Videokonferenzen (außer bei technischen Problemen), die Eintragung der Videokonferenzen im Kalendermodul von IServ und eine Art von „Leistungskontrolle“, die bei eigenständiger Erarbeitung von Themen schneller Defizite erkennen ließe.

Sie können sich sicher sein, dass wir uns genauso, wie wir uns über Ihr reichhaltiges Lob freuen, auch mit den kritischen Rückmeldungen auseinandersetzen und prüfen, wo wir tatsächlich nachsteuern müssen. So haben wir untereinander als Lehrkräfte auch besprochen, dass es für eine verlässliche Struktur sinnvoll ist/wäre, Videokonferenzen möglichst nicht außerhalb der vorgesehenen Stundenplanzeit stattfinden zu lassen.

Problematisch ist jedoch, dass etliche Lehrkräfte, die sich in der schulischen Hybrid-Situation befinden (Präsenzunterricht für die Q2; alle anderen Jahrgänge im Homeschooling), Videokonferenzen von der Schule aus abhalten müssen, was mitunter aufgrund der technischen Ausstattung der Schule nicht/nur bedingt zu verwirklichen ist. Der Schulträger müht sich nach Kräften, alle Schulen mit einem stabilen WLAN-Netz auszustatten, aber es ist wohl offensichtlich extrem schwer, für die entsprechenden Aufträge Betriebe zu finden, die die notwendigen Arbeiten zeitnah ausführen.

Ein grundlegendes Problem besteht darüber hinaus bei der Frage, was verpflichtend angeordnet werden kann und darf. Es besteht auch unter Juristen keine Einigkeit darüber, ob das Land erwarten bzw. ich als Schulleiterin in Folge anordnen darf, dass jede Lehrkraft ihre privaten Geräte/ihr privates Netz nutzen muss, um Online-Unterricht durchzuführen. Noch haben Lehrkräfte keine Dienstgeräte, auch wenn diese von den politischen Entscheidungsträgern in Bund und Ländern in Aussicht gestellt wurden. Bei der Frage von Videokonferenzen ist die Problematik nicht geringer: auch hier die Frage nach einer (nicht geklärten) möglichen Anordnung durch Schulleiter nach Vorgabe durch das Land. Bei der Frage der Kameranutzung als Pflicht oder gar des Live-Streamings von Unterricht wird die rechtliche Unsicherheit noch größer…übrigens für Lehrkräfte und Schülerinnen bzw. Schüler.

Da spielt nun auch die DSGVO hinein, also Fragen des Datenschutzes. Datenschutz ist unbestritten ein wichtiges Thema, macht es aber in Corona-Zeiten mit vielen Adhoc-Entscheidungen auf allen Ebenen nicht leichter. So waren im ersten Lockdown  „ausnahmsweise und vorübergehend“ Dienste und Plattformen gestattet (z.B. whatsapp, padlet, youtube, etc.) – wohlwissend, dass Daten, die bei einem noch so begrenzten Zugriff freigegeben werden, nicht wieder zurückgeholt werden können. Aber trotzdem war es für uns alle, für Sie als Familien und uns als Lehrkräfte hilfreich, weil wir es irgendwie schaffen konnten, eine Art Unterricht und Kontakt aufrecht zu erhalten. Sich aber in diesem Datenschutz-Dschungel noch zurecht zu finden, ist für eine einzelne Lehrkraft bzw. eine Schule kaum noch zu leisten. Tatsächlich müssen wir als Schule aber nun eine Stellungnahme zu einer Beschwerde über uns abgeben, die bei der Landes-Datenschutzbeauftragten eingegangen ist, weil padlet und zoom genutzt würden. Selbst wenn beides datenschutzrechtlich inzwischen nicht als unbedenklich eingestuft ist, haben Lehrkräfte dieses sicher nur genutzt, um das Homeschooling interessanter und den Online-Unterricht stabiler zu gestalten.

Vielleicht fragen Sie sich nun, warum ich Ihnen dieses eigentlich so ausführlich schreibe. Ich möchte Ihnen verdeutlichen, wie schwer es für uns als Schule ist, diese schnelllebige Situation rechtlich dauernd neu zu beurteilen. Wir fühlen uns da durchaus mitunter allein gelassen und kaum noch in der Lage, allen Anforderungen gerecht zu werden. Momentan befinden wir uns immer noch in dem Zustand, dass wir wirklich froh sind, wenn wir den neuen digitalen Anforderungen, die uns regelrecht „überfallen“ haben, wie ich finde, im Großen und Ganzen recht gut gerecht werden. Aus meinen Gesprächen mit Lehrkräften, Eltern und Schülern kann ich nur feststellen, dass es natürlich bestimmt (manchmal individuelle, mitunter generelle) Optimierungsbereiche gibt, an denen wir arbeiten. Aber es gibt auch wirklich viel Engagement in herausfordernden Zeiten mit digital schlechten Voraussetzungen.

Und ich hoffe inständig, dass alle Lehrkräfte weiterhin bereit sind, einfach alles zu tun, um ein Homeschooling überhaupt zu ermöglichen. Das ist an unserer Schule erfreulicherweise uneingeschränkt der Fall. Es hat nicht eine „juristische“ Diskussion im Sinne der oben genannten Punkte im Kollegium bzw. unter Lehrkräften unserer Schule gegeben und dafür bin ich sehr dankbar.

Diese Mail dient wahrlich nicht dazu, konstruktiv-kritische Rückmeldungen zu unterbinden, aber ich möchte Sie abschließend doch ganz herzlich bitten, uns auch bei auftretenden Problemen weiterhin wohlwollend und nachsichtig zu begleiten. Ich bin mir sicher, dass genau wie Sie in Ihren Familien alle Lehrkräfte ihr Bestes geben, um die Corona-Situation mit ihren besonderen Herausforderungen zu meistern.

Liebe Grüße

Silke Brandes

(Schulleiterin)

Gymnasium Lehrte

 

PDF-Downloads:

Dieser Elternbrief  (Text des Artikels)

Elterninformation des Kustusministers (11.02.2021)

10-Punkte-Agenda: Bildung, Betreuung und Zukunftschancen in der Pandemie sichern (11.02.2021)