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 Anerkennungspreis bei der MEMO für Lukas Schulze (Q2)

Die Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade (MEMO) fand vom 25. bis zum 31. August 2022 in der Schweiz in Bern statt.

Lukas Schulze (Jahrgang 13) hatte sich über den Deutschen Mathekader „Jugend trainiert Mathematik“ (JuMa) qualifiziert. Jedes Land nominiert 6 Teilnehmer, sodass in Bern 60 Mathematikbegabte aus 10 Ländern an den Start gingen. Lukas erreichte einen Anerkennungspreis und wurde auf der Bühne geehrt. Das Gymnasium Lehrte gratuliert zu dieser außergewöhnlichen Leistung!

Lukas berichtet:

Als ich vor einiger Zeit erfahren habe, dass ich vom JuMa für die Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade nominiert bin, habe ich mich riesig gefreut und sofort mit der Vorbereitung begonnen. Ich habe mir die wichtigsten Unterlagen der Seminare aus dem Mathekader zusammenfassend angeschaut, alte Olympiaden bearbeitet, viele Matheskripte gelesen und bis zur Olympiade jede freie Minute investiert.

Die Mitteleuropäische Matheolympiade fand in Bern statt, da war ich noch nie, und so reiste ich (wegen der doch nicht so ganz geringen Entfernung) mit viel Vorfreude schon einen Tag eher in die Schweiz. Mitten in den höchsten Alpen gelegen, ist Bern und die ganze Umgebung ein wirklich beeindruckender Ort. Wir waren in einem Hostel untergebracht, auf einem Achterzimmer. Ich teilte mir also gemeinsam mit drei anderen Deutschen und vier Kroaten das Zimmer. Die Unterkunft war nicht gerade Luxus, aber ich genoss von der ersten Minute an das Zusammensein mit anderen Mathebegeisterten, mit denen man sich über alle möglichen mathematischen Phänomene austauschen konnte; dabei schulte ich gleichzeitig noch mein Englisch. Schon während der „Opening Ceremony“ lernte ich jede Menge Leute aus den übrigen Ländern kennen: neben Deutschland waren noch Kroatien, Österreich, Slowakei, Litauen, Ungarn, Polen, Slowenien, Tschechien und die Schweiz am Start. Die Eröffnungsveranstaltung war liebevoll gestaltet, mit Moderator, traditioneller schweizer Musikeinlage (es wurde gejodelt) und jede Mannschaft kam mit der Landesfahne auf die Bühne und hat in der eigenen Sprache gegrüßt.

Am nächsten Tag fingen die Prüfungen an. Es begann mit der „Individual Competition“, also einer Klausur, die jeder, wie gewohnt, für sich alleine löst.

Für vier komplexe Aufgaben hatte man fünf Stunden Zeit. Gefragt waren umfassende Beweis- und Lösungsverfahren aus den Bereichen der Algebra, Geometrie, Kombinatorik und Zahlentheorie. Diese Themen sind fern von jedem Schulstoff; im Mathekader beschäftigt man sich mit Themen aus dem Studium, sodass man ein gewisses „Grundwerkzeug“ aus zahlreichen Seminaren der letzten Jahre im Kopf hat, um mit diesen Aufgaben umzugehen. Die Zeit war jedoch äußerst knapp bemessen, sodass mir leider für die Geometrieaufgabe nur noch wenige Minuten blieben.

Nach der Klausur wurde natürlich den ganzen verbleibenden Tag bis in die Nacht hinein über mögliche Lösungen der Aufgaben diskutiert. Dabei merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht und man lernt durch die Lösungsansätze und Denkweisen der anderen noch sehr viel dazu.

Am darauffolgenden Tag gab es eine für mich völlig neue Form der Prüfung: eine Team-Klausur. Jedes Land bekam acht Aufgaben und fünf Stunden Zeit, diese Aufgaben gemeinsam zu lösen. Wir sechs Deutschen saßen also gemeinsam in einem Raum und teilten uns erstmal die Aufgaben auf. Nach etwa der Hälfte der Zeit lösten wir dann heftig diskutierend die verbleibenden bzw. noch ungelösten Aufgaben. Eine völlig andere Art der Prüfung, die ich so noch nie hatte.

Natürlich wurde auch nach diesen fünf Stunden nach Abgabe der Klausur noch heftig weiterdiskutiert und so manche „geniale“ Lösung noch mitten in der Nacht (nur damit leider zu spät) gefunden.

Damit war die „Arbeit“ der Teilnehmer erledigt und unser Freizeitprogramm begann. Die Arbeit der Jury und der Korrektoren fing jetzt aber erst an. Ich muss sagen, ich habe noch nie ein so aufwendiges und intensives Korrekturverfahren erlebt, obwohl ich nun ja schon seit vielen Jahren auf Landes- und Bundesebene Matheolympiaden bestritten und dadurch so einige Korrekturverfahren miterlebt habe.

Unsere Teamleiter Kevin und Eduard haben tolle Arbeit geleistet. Kevin hat bereits seinen Doktortitel und Eduard macht gerade seinen Master. Nach der Abgabe unserer Klausuren haben Kevin und Eduard alle Aufgaben der Deutschen korrigiert und eine bestimmte Punktzahl bei jeder Aufgabe verteilt. Damit war die Korrektur aber keinesfalls zu Ende, denn dann folgte die Jurysitzung. Wenn die Lösung einer Aufgabe nicht mit der Musterlösung übereinstimmt, aber trotzdem zum Ergebnis führt, mussten Kevin und Eduard in stundenlangen Jurysitzungen die „andere“ Lösung präsentieren und die dafür vergebenen Punkte rechtfertigen. Die Jurymitglieder waren dann immer aus anderen Ländern und daher nicht so leicht zu überzeugen. Nachts um 1 Uhr traf ich auf dem Flur Eduard, der gerade von der Jurysitzung kam und völlig ausgelaugt war. Spontan machten wir einen Nachtspaziergang durch Bern und schauten uns die Berner Sehenswürdigkeiten bei Nacht an. Danach hatte Eduard wieder einen „klaren Kopf“, denn den nächsten Morgen ging es ja schon weiter mit den nächsten Diskussionen in der Jurysitzung. Vielen Dank an dieser Stelle an Kevin und Eduard für euren tollen Einsatz! Ihr wart die besten Team-Leiter, die man sich vorstellen kann!

Da die Korrektur also zwei ganze Tage (und Nächte) in Anspruch nahm, hatte man für uns Teilnehmer in dieser Zeit ein tolles Rahmenprogramm zusammengestellt. Wir hatten eine Stadttour durch Bern, bei der wir an bestimmten Stationen tatsächlich mit Eis, Käse und Schokolade versorgt wurden. Ein Ausflug ins Emmental, bei dem wir an der Emme entlangwanderten und mitten im Wald ein Team ein riesiges „Wagenrad“ Emmentaler Käse für uns bereithielt, war das nächste Highlight. Aber das Beste kam zum Schluss: Am Morgen der Siegerehrung wurden wir ganz früh von Bussen abgeholt und sind zum Thuner See gefahren. Dort wartete ein Schiff auf uns: wir bekamen Brunch auf einer Rundfahrt über den See mit Blick auf die Alpen. Das war wirklich beeindruckend. Dann stiegen wir in eine Seilbahn und fuhren bis zur Mittelstation des Berges Niederhorn, um den Rest wirklich steil hochzuwandern. Ich muss sagen, es waren gefühlt fast 90 Grad Steigung, ich hatte das Gefühl ich gehe wirklich senkrecht nach oben. 😉 Total durchgeschwitzt von der Anstrengung und der Sonne (35 Grad), legten wir auf dem Gipfel eine kurze Pause ein, um dann mit der Seilbahn wieder ins Tal zu fahren. Ich fand diesen Ausflug überwältigend.

Lukas bei der Bergwanderung – Vom Tal bis auf den Berg!

Am Abend fand die Siegerehrung im Restaurant „Heitere Fahne“ mit einem thailändischen Buffet statt. Das war außergewöhnlich, aber sehr gut. Ich schrammte knapp an einer Bronzemedaille vorbei, erhielt aber einen Anerkennungspreis für eine besonders gute Lösung einer Aufgabe und wurde dafür auf der Bühne geehrt. Ich bin daher sehr zufrieden mit meiner Leistung. In der Team Competition erreichte Deutschland einen mittleren Platz. Den Abend nutze ich noch dazu mich mit möglichst vielen Leuten auszutauschen. Ich unterhielt mich mit unterschiedlichen Mathematikern und Physikern, die mir viel von ihrem Studium und ihren Doktorarbeiten erzählten.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Meisterschaft die beeindruckendste, aufregendste, vielfältigste, erlebnis- und auch lehrreichste aller Matheolympiaden war, die ich je mitgemacht habe.

Lukas Schulze (Q2)