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Israelaustausch 2022 – Ein Rückblick!

An dieser Stelle erfolgt ein Rückblick auf den Israel-Austausch 2022. Schon 2019 war das erste Mal eine Gruppe Lehrter SchülerInnen bei der Atidim High School in Holon, Israel zu Gast. Vom 20. bis 29. November 2022 durfte eine elfköpfige Gruppe aus dem 10.- und 11. Jahrgang eine Zeit voller neuer Eindrücke, interessanter Gespräche und unerwarteter Erkenntnisse in Israel verbringen.

 

Über den Israel-Austausch 2022 berichten Paulina Rabe, Justus Rosengarten, Sophie Wiontzek:

Schalom!

Sonntagmorgen um 5 Uhr trafen wir uns mit Frau Walkling und Herrn Schachschal am Flughafen in Langenhagen. Mit der entsprechenden Müdigkeit, gepaart mit großer Vorfreude auf das Wiedersehen mit unseren AustauschpartnerInnen, die schon im September bei uns zu Gast waren, stiegen wir ins Flugzeug. Über München ging es nach Tel-Aviv und dann mit dem Bus zur Schule. Dort wurden wir mit bunten Plakaten, Umarmungen und Essen empfangen. Nach einem langen Tag hätten wir auch in unsere Betten fallen können, aber nein: In Israel schläft man einfach nicht. Wir gingen also noch in die Mall.

Am Montag ging unser Programm weiter mit einem Trip nach Jerusalem, die heilige Stadt der monotheistischen Religionen. In diesem kleinen Land ist alles nicht so weit auseinander, so mussten wir nur etwa eine Stunde mit dem Bus fahren. Erster Halt: Yad Vashem, die Internationale Holocaust Gedenkstätte. Ein intensiver und beeindruckender Ort, der auf jeden Fall nachhaltig prägend ist.

Mit einem dumpfen Gefühl im Bauch ging es weiter zur jahrtausendealten Altstadt Jerusalems. Unser Weg führte uns über den Souk (Markt) und die architektonisch vielfältige Grabeskirche hin zu der massiven, am Tempelberg gelegenen Klagemauer. Von dort konnte man den muslimischen Felsendom mit seiner goldenen Kuppel sehen. In der gesamten (Alt-)Stadt und besonders an den Sehenswürdigkeiten begegneten uns immer wieder hochbewaffnete Sicherheitskräfte – paradoxerweise stieg bei niemandem von uns ein Gefühl der Unsicherheit auf. Für unsere GastgeberInnen war das nichts Besonderes. Nach einem letzten Stopp auf einem eher kulinarischen Markt machten wir uns gegen 19 Uhr auf den Rückweg.

Den nächsten Tag verbrachten wir zum ersten Mal in der Schule und konnten so den israelischen Schultag hautnah erleben. Schulen sind sich wahrscheinlich überall auf der Welt recht ähnlich, allerdings gibt es schon einige Unterschiede. So werden die LehrerInnen z. B. mit dem Vornamen angesprochen, das Verhältnis zwischen LehrerInnen und Klasse ist dementsprechend anders. Mündliche Beteiligung zählt in Israel wenig in die Note hinein, weshalb man sich eher mit den Sitznachbarn unterhält oder die Weltmeisterschaft auf dem Handy verfolgt als sich zu beteiligen. Viele Israelis sind sehr offene, kommunikative Menschen, wodurch man als Unbekannter morgens auch mal lautstark und mit einem festen Handschlag begrüßt und über das Leben in Deutschland und den aktuellen Aufenthalt ausgefragt wurde.

Der Schulleiter, Marc, erklärte uns, dass man in Israel nicht nur auf reine Bildung, sondern auf Erziehung Wert lege. GUTE Menschen seien das Ziel, nicht NUR gebildete. Dadurch hatte man auch mal ganz andere Fächer als die, die wir in Deutschland nicht haben, Cinematografie zum Beispiel. Der Abend wurde wieder gemeinsam in einer Mall verbracht. Dort halten sich Jugendliche in Israel nun mal in ihrer Freizeit auf.

Am Mittwochvormittag waren wir wieder in der Schule. Wir Deutschen allerdings verließen den Unterricht schon mittags: Unser Bus nach Bethlehem wartete auf uns. Bethlehem liegt in den Palästinensergebieten, weshalb unsere israelischen Freundinnen und Freunde nicht mitkommen konnten. (Wer mehr über den Nahostkonflikt erfahren möchte, sollte sich z. B. auf bpb.de informieren. Das wäre hierfür zu komplex.) In der vermeintlichen Geburtsstadt Jesu angekommen, wurden wir in dem Gästehaus einer katholischen Familie mit deutschen Wurzeln, den Mukarkers, aufgenommen. Den ersten Abend verbrachten wir bei bestem Humus, Falafel, Pita und mehr.

Dafür ging es Donnerstagmorgen früh raus. Unser Guide Mohanned zeigte uns das Kloster des heiligen Sabas, welches mitten in der judäischen Wüste liegt und im 5. Jahrhundert erbaut wurde.

Einem dortigen Priester zufolge seien Homosexuelle für das Leid in der Welt verantwortlich, Frauen ein Werk des Teufels und auch Äpfel böse.

Danach ging es wieder nach Bethlehem, über den Markt, durch dessen Altstadt und wunderschöne Kirchen. Der beeindruckendste Teil des Tages sollte aber noch folgen.

Wir besichtigten einen Teil der von Israel als Schutz vor äußeren Gefahren errichteten Mauer. Auf dem 5-8 Meter hohen Betonwall waren Massen an Kunstwerken zu bestaunen. Einige davon ohne weitere Bedeutung, allerdings die allermeisten mit einem Aufruf für Frieden und Versöhnung. Auch der weltbekannte Banksy (fast 12 Millionen Follower auf Instagram) hat dort schon seine Spuren hinterlassen. Ein wirklich beeindruckendes, fast surreales Erlebnis. Ein Ort, der noch vielmehr die Folgen für die Menschen östlich der Mauer aufzeigt, war das nahegelegene Flüchtlingslager für Menschen, die schon vor Generationen aus ihrer Heimat im heutigen Israel vertrieben wurden. Sie hoffen nach Jahrzehnten häufig immer noch auf eine Rückkehr. Ohne Hilfsprojekte wie von der UNO gegründete Schulen wären die Umstände wahrscheinlich noch schlechter als sowieso schon. Obwohl Mohanned uns erklärt hatte, dass die Menschen sich über Aufmerksamkeit für ihre Probleme freuen würden, hatten wir doch ein komisches Gefühl dabei, so unbekümmert da durchlaufen zu können. Nach einem gemeinsamen Abend bei Spielen und Diskussionen über das Gesehene ging ein weiterer Tag zu Ende.

Am Morgen besuchten wir noch die Hilfsorganisation „Wings of Hope“, die vor allem Kinder und Frauen in den Palästinensergebieten bei der Bewältigung von traumatischen Erlebnissen begleitet. Mit dem andauernden Konflikt und in der patriarchalischen Gesellschaft gibt es davon leider nicht wenige. Die Organisation wird von Ursula Mukarker, der Schwester unseres Gastgebers Kamal, geleitet. Nach einem letzten Gang durch ein weiteres Flüchtlingslager verabschiedeten wir uns von Mohanned und unserem Busfahrer Chaled und machten uns auf den Weg zurück nach Holon. Kein einfacher Teil unserer Reise, und doch ein sehr wichtiger. Ohne  beide Seiten der Mauer gesehen zu haben, kann man keine wirklich verstehen.

Den Nachmittag verbrachten wir in den Familien. Je nachdem, wie religiös die Familie war, wurde dann mit leckerem traditionellem Essen und Ritualen der Schabbat gefeiert.

Der Samstag, der traditionell der Ruhetag im Judentum ist, war als Tag mit den Familien geplant. Während einige Familien dies auch streng eingehalten haben, sind andere etwa 1,5 Stunden nach Südost-Israel bis zum Toten Meer gefahren. Wieder andere haben ihren Tag am Strand von Tel-Aviv/Jaffa verbracht, was dann Sonntag auch offizieller Programmpunkt war.

Schulleiter Marc führte uns ein wenig durch die Stadt und zeigte uns verschiedenste besondere Stellen, wie das Hauptquartier der World Zionist Organisation, deutsche Bauhaus-Architektur und die Gedenkstätten von Anschlägen, und erzählte uns von der Geschichte von Tel-Aviv/Jaffa. Am Strand gingen wir Deutschen bei wunderbaren 25 Grad und Sonne auch mit den Füßen ins Meer, die Israelis saßen währenddessen am Rand und schauten zu. Ihnen war das viel zu kalt.

Den Abend verbrachten wir in Jaffa, wo wir den ältesten erhaltenen Hafen der Welt betrachteten und durch die Altstadt schlenderten.

Montag war unser letzter ganzer Tag in Israel, den wir wieder in der Schule verbrachten. Nachdem wir nachmittags alle mit der Schule für den Tag fertig waren, trafen wir uns schließlich bei einer Familie zuhause und feierten unsere gemeinsame Zeit bei leckeren Snacks, Gitarrenspiel, Gesang und, wie sich das gehört, dem Vorrundenspiel Brasilien gegen die Schweiz. Nach einigen Tränen und noch viel mehr Umarmungen sagten wir uns ein letztes Mal „Laila-Tov“ und gingen ins Bett.

Am Vormittag wurden wir noch im Rathaus von Holon verabschiedet, daraufhin ging es für uns alle um 13:30 Uhr mit dem Bus zum Flughafen. Natürlich kamen auch die Israelis für ein paar letzte Worte, Umarmungen und erneute Tränen mit. Mit der gleichen Verbindung, Tel-Aviv > München > Hannover, machten wir uns auf den Weg nach Hause. Spätabends lagen wir alle mit vielen Erinnerungen und einem Lächeln im Gesicht wieder in unseren eigenen Betten.

Besonders bedanken möchten wir uns bei Frau Walkling und Herrn Schachschal, die uns auf dieser Reise immer beiseite standen und mit uns einige schöne Stunden geteilt haben. Auch danken wir Herrn Perk und Frau Brandes, die einen großen Teil des Austauschs organisiert haben.